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„Die Politik sollte maschinelle Lüftung verpflichtend machen.”

Herr Kotting, ist Ka2O die TGA-Technologie der Stunde?

Ingo Kotting

Die Ka2O-Technik ist der hellste Stern am TGA-Himmel, ja. Wir haben zur richtigen Zeit die richtige Technologie entwickelt. Anhand von ausgeführten Großprojekten wie die Rheingoldhalle in Mainz oder die DFB-Akademie in Frankfurt wird deutlich, dass die Technik mittlerweile auch im Markt angekommen ist. Die Planungsbüros berücksichtigen die Verdunstungskühlung konsequent als Lösung zur Kühlung von Gebäuden, um geltende Gesetze einhalten zu können.

Woher kommt das plötzlich so starke Interesse an der Technologie?
Der Gesetzgeber hat mit der F-Gase-Verordnung die Rahmenbedingungen vorgegeben. Durch die Verknappung von Kältemitteln und dem Ziel, CO2-Emissionen bei der Lüftung und Temperierung zu reduzieren, wächst am Markt der Bedarf nach Geräten mit Verdunstungskühlung für einen CO2-neutralen Betrieb. Aktuell spielt uns die Corona-Krise und die damit einhergehende Diskussion um Lüftungsanlagen und die Verdünnung von Aerosolen in die Karten. Denn mit Ka2O bringen wir insbesondere im Kühlbetrieb 100 Prozent Außenluft ein. Ein Umluftbetrieb, auch anteilig, ist nicht erforderlich.

Bei Ka2O wird Wasser für den Kühlprozess verwendet. Widerspricht das nicht der Nachhaltigkeit?
Es wird weniger Wasser benötigt als man glaubt. Auf eine Kühlperiode bezogen, verbraucht eine 10.000 m³/h Anlage gerade einmal 60 Kubikmeter Wasser. Im Vergleich zu Strom ist die Verwendung von Wasser somit deutlich nachhaltiger. Der zusätzliche Vorteil ist: Wasser wird auch zukünftig zur Verfügung stehen. Bei Verwendung von Kältemitteln weiß der Bauherr meist nicht (und wird auch nicht darauf hingewiesen), dass das eingesetzte Kältemittel in fünf Jahren vielleicht gar nicht mehr verfügbar ist und er schlimmstenfalls seine Komponenten für die Kühlung austauschen muss.

Kommen bereits Kunden auf Sie zu und verlangen konkret nach der Ka2O-Technologie?
Teils, teils. Ingenieurbüros kommen dann mit dem konkreten Wunsch auf uns zu, wenn sie bereits Ka2O-Technologie geplant und eingesetzt haben. Die Erfahrung durften wir beim Pharmaunternehmen Merck machen, genauso bei IKEA oder bei Gildemeister in Bielefeld. Da sind die Bauherren und Mitarbeiter einfach sehr zufrieden und dann werden weitere Bauabschnitte eben auch mit Ka2O geplant.

Klingt, als wären die Kunden überzeugt …
Ja, wir haben mit Ka2O ein Produkt geschaffen, das zukunftsfähig ist und den Puls der Zeit getroffen hat. Entsprechend gewinnt die Technologie immer mehr an Bedeutung. Es ist aber auch so, dass Ka2O immer noch neu und erklärungsbedürftig ist. Wir haben den Markt noch nicht vollständig durchdrungen. Aber es beginnt, sich herumzusprechen.

So offenbar auch beim DFB. Die im Entstehen begriffene Akademie in Frankfurt wird mit Ka2O ausgestattet.
Ein schönes Projekt! Hier haben wir mit dem Ingenieurbüro Brendel zusammengearbeitet, das den Gebäudekomplex so ausgelegt hat, dass er höchsten energetischen Anforderungen entspricht.

War Ka2O da gleich gesetzt?
Es war für diesen Anwendungsfall die beste Lösung. Der Bauherr wollte sowohl eine ökologische als auch ökonomische Lösung für die Klimatisierung seines imageträchtigen Projekts. Die Leistungsdaten wurden im Vorfeld von einem unabhängigen Prüfinstitut gemessen. Die Wirtschaftlichkeit dieser Lösung wurde vorab berechnet und bestätigt, worauf der DFB auch bestanden hat. Gleichzeitig ist mit Ka2O auch der EnEV-Nachweis schnell erbracht.

Wie viele Geräte werden in der DFB-Akademie installiert?
Zwölf RLT-Geräte mit Ka2O und zehn weitere Lüftungsanlagen mit Hochleistungs-Kreislaufverbundsystemen (HKVS) und Doppel-Plattentauscher. Wie immer bei NOVA ist jedes Gerät individuell konfiguriert und exakt auf den jeweiligen Einsatzort abgestimmt.

Da kann sich der DFB nicht nur über regenerativ gekühlte Frischluft freuen, sondern auch über ein sicheres, weil virenarmes Klima.
Richtig. Wobei die Planung natürlich weit vor der Corona-Pandemie begann und der Mehrwert einer Lüftungsanlage hinsichtlich eines hygienischen Klimas noch gar keine Rolle spielte.

Aber der DFB nimmt diesen Mehrwert vermutlich gerne mit.
Unbedingt! Die DFB-Akademie ist auf die Zukunft ausgerichtet. Und deswegen ist auch dem DFB das Klima ein Anliegen: drinnen wie draußen. Mit der regenerativen Kühlung und Lüftung schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Klimafreundlichkeit durch CO2-Einsparung und ein sicheres Raumklima dank stetigem Luftwechsel.

Anders herum waren Lüftungsanlagen im Zuge des Tönnies-Skandals in der Kritik. Warum?
Eine wichtige Frage! Die Tönnies-Thematik haben wir aktiv begleitet. Mit dem Anlagenbauer waren wir bei der Problemaufnahme und der Lösungsfindung involviert.
Das Grundproblem bei Schlachthöfen ist, dass im Allgemeinen aus Kostengründen Umluftgeräte eingesetzt werden. Es ist deutlich günstiger, über Umluft zu kühlen, als Außenluft abkühlen zu müssen. Vor allem in Zerlegebetrieben, wo Temperaturen von sechs bis zehn Grad herrschen sollen.
Für das Virus ist die Umluft ohne abgestimmte Filterung prima: Aerosole sinken nicht langsam zu Boden, sondern werden dauerhaft in der Luft gehalten. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man Außenluft zuführt und die Raumluft so regelmäßig austauscht: So transportiert man die belastete Luft nach draußen, verdünnt die Raumluft und erhält ein hygienisches Klima.

Welche Lösung haben Sie im Fall Tönnies vorgeschlagen?
Da sind wir wieder bei Ka2O. Denn das Besondere und Einzigartige an der Technologie ist, dass sie in der Lage ist, die Ablufttemperatur zu nahezu 100 Prozent auf die Zuluft zu übertragen. Für einen Zerlegebetrieb ist das ideal: Wir haben recht kalte Abluftbedingungen von, sagen wir, circa acht Grad und können diese Temperatur nahezu komplett auf die Zuluft übertragen – die Außenlufttemperatur hat dabei keinen Einfluss. Also selbst wenn die Außenlufttemperatur 30 Grad beträgt, kühlen wir diese um 20 K runter. Und das regenerativ und kostengünstig mit Wasser als Kältemittel.

Klingt ideal!
Ist es.

Sollte man dann nicht coronabedingt sehr viel mehr auf Lüftung setzen? Das hätte doch auf alle Räume, wo sich viele Personen aufhalten, einen immensen positiven Effekt.
Ja, zum Beispiel in Schulen. Da ist Lüftung ja schon immer so ein Thema. Denn die Kinder können in verbrauchter Luft nachweislich schlechter lernen. Sie werden müde und unkonzentriert. Meist wird nur per Fensteröffnung gelüftet. Das ist nicht nur unkontrollierbar, sondern findet in der kalten Jahreszeit oft genug gar nicht statt. Eine kontrollierte, maschinelle Lüftung würde nicht nur für eine bessere Lernatmosphäre sorgen, sondern in diesen Zeiten auch für eine sehr viel hygienischere und sicherere Luft. Es wäre schön, wenn die Politik ganzheitlich für alle Länder gleich reagieren würde.

Können Sie sich vorstellen, dass Lüftungsanlagen für bestimmte Raumtypen gesetzlich verbindlich werden?
Im Grunde gibt es ja schon ein Gesetz dafür, nämlich die Arbeitsstättenrichtlinie. Die besagt, dass ab einer CO2-Konzentration von 1000 ppm im Raum reagiert werden muss, und ab einer Konzentration von mehr als 2000 ppm eine maschinelle Lüftung Pflicht ist. Aber so was wird leider viel zu selten gemessen und verwirklicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass da in Zukunft verstärkt drauf geachtet wird und Gesetze verschärft werden. Gerade in öffentlichen Bereichen wäre das angesichts der Corona-Situation auch absolut sinnvoll.

Die Ka2O-Technologie
Insbesondere in Folge der Kältemittelverordnung gewinnt die indirekte Verdunstungskühlung immer mehr an Bedeutung. Sie stellt eine kostengünstige und vor allem umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Kältemaschinen dar, weil Wasser als natürliches Kältemittel eingesetzt wird. Die von Kampmann und NOVA gemeinsam entwickelte Ka2O-Technologie unterscheidet sich grundlegend von anderen Geräten mit Verdunstungskühlung wie Wabenbefeuchtern. Modularer Aufbau im Gegenstromprinzip. Dadurch maximal effizient auch bei größeren Luftmengen. Befeuchtung direkt im Wärmetauscher. Für eine optimale Temperaturübertragung. Unabhängig von der Außenlufttemperatur. Durch eine besondere Geometrie der Lamellen und Luftführung im Wärmetauscher ist es möglich, die Ablufttemperatur zu nahezu 100 Prozent auf die zuzuführende Außenluft zu übertragen. Es gibt keine vergleichbare Technologie, die ähnliche Leistungswerte erzielt. Kampmann hat als einziger Hersteller von Anlagen für indirekte Verdunstungskühlung die bemerkenswerte Leistung der Ka2O-Technologie durch den TÜV zertifizieren lassen.